Hier gibt es tolle Präsentationen, die viele Bilder aus den vergangenen 100 Jahren der gemeinsamen Geschichte des TV 'Eintracht' Mützenich und des TuS Mützenich zeigen. Wir hoffen es gefällt euch allen, und wünschen viel Spaß beim Betrachten. Wir haben alles in einer YouTube Playlist für euch zusammengestellt.
Der im folgenden verfasste Überblick über die ältere Vereinshistorie des TV Eintracht Mützenich 1921 e.V. stellt lediglich einen Ausschnitt der ereignisreichen Geschichte des Vereins dar und basiert überwiegend auf der Quellenlage der Festschrift zum 75-jährigen Vereinsjubiläum aus dem Jahre 1996. Die Quellenlage dieser Festschrift stützt sich ihrerseits wiederum hauptsächlich auf subjektive Zeitzeugenberichte. Durch eine Verknüpfung der Quellen mit dem damaligen historischen Gesamtkontext wird versucht ein möglichst objektives Bild der Vereinsgeschichte zu skizzieren. Es sei hier jedoch erwähnt, dass Geschichte immer Interpretationen unterliegt und somit nie 100% objektiv wiedergegeben werden kann.
Der TV Eintracht Mützenich wurde demnach 1921, also nur 2,5 Jahre nach Beendigung des Ersten Weltkriegs, vom damals 27-jährigen gebürtigen Kalterherberger Leo Thoma gegründet. Leo Thoma verstand sich selbst in der Tradition „Turnvater“ Jahns (1778-1852). In der heutigen Geschichtsforschung gilt der Nationalist und Liberalist Jahn als sehr ambivalente Person. So ging es ihm zum einen darum seine Turner zu freien und selbstständig handelnden Individuen in einer hierarchielosen Gemeinschaft zu entwickeln und zum anderen sollte sein Turnen wehrfähig machen, um sich vor allem gegen den damaligen „Erbfeind“ Frankreich verteidigen zu können. Da die ursprünglichen Gründungsväter des Vereins die Gräuel des Ersten Weltkriegs als Soldaten selbst miterlebt hatten, liegt es nahe, dass auch sie zunächst die Jahn‘sche Zielsetzung verfolgten.
Die ersten Trainings des jungen Turnvereins, der in seiner Anfangszeit 25-30 aktive Mitglieder zählte, fanden laut Festschrift immer samstags von 20-22 Uhr im Saal des Nassenhofs statt. Es dauerte dann auch nicht lange bis die „Eintracht“ Mitglied der damaligen Dachorganisation, der Deutschen Turnerschaft (DT), wurde.
Neben dem klassischen Gerätturnen wurde auch Gewichtheben, Schleuderball, Tauziehen und Pyramidenbau sowie die leichtathletischen Disziplinen 100m-Sprint, Weitsprung, Hochsprung und Kugelstoßen betrieben. (vgl. Festschrift S. 25)
Im Jahr 1928/29 (in der Festschrift finden sich beide Jahreszahlen) wurde dann mit der Gründung des reinen Fußballclubs FC/SC (auch hierzu finden sich beide Bezeichnungen) Grenzwacht Mützenich der zweite Sportverein in Mützenich etabliert.
Nach dem Zweiten Weltkrieg fand für drei Jahre kein Vereinsbetrieb mehr in Mützenich statt. Dies lag daran, dass die Alliierten vor allem den deutschen Turnvereinen sehr skeptisch gegenüberstanden, weil sich ihr Dachverband, die deutsche Turnerschaft, nicht vom Dritten Reich distanziert hatte. Der damalige Vorsitzende der DT, Dr. Edmund Neuendorff, meldete auf dem deutschen Turnfest in Stuttgart 1933 der versammelten NS-Prominenz „Seite an Seite“ und „Schulter an Schulter“ mit SA und Stahlhelm den Vormarsch ins Dritte Reich anzutreten. Neuendorff hoffte dadurch Dachverband des gesamten Sports zu werden, aber stattdessen wurden die Turner wie jeder andere Verband gleichgeschaltet. Man spricht in diesem Zusammenhang auch von Selbstgleichschaltung, weil Neuendorff sich Hitler anbot. Er brach somit Paragraf 2 der DT, welcher besagte, dass sich die Turnerschaft nicht auf politische Bestrebungen einließe.
Auf Grund dieser Vorgeschichte ließen die Allierten die Gründung des heutigen Deutschen Turnerbundes erst 1950 wieder zu.
In Mützenich wie in vielen anderen Dörfern bediente man sich daher eines Tricks und gründete 1948 mit dem Turn und Sportverein Mützenich keinen reinen Turnverein mehr. Im TuS sollten Fußball, Turnen und Leichtathletik zusammengefasst werden. Im Gründungsjahr zählte man 74 Mitglieder, davon waren 7 inaktiv (vgl. Festschrift, S.33).
Anfang der 50er-Jahre habe die Turnabteilung des TuS jedoch unter einer geringen Beteiligung gelitten, was sich erst 1954 durch die Initiative des damals 19-jährigen Werner Thoma geändert habe (vgl. Festschrift, S. 40).
Im Jahre 1951 kam dann mit der Tischtennisabteilung eine weitere Sparte hinzu, welche in den 90er Jahren mit zwischenzeitlich über 55 Aktiven und 7 Mannschaften ihren bisherigen Höhepunkt feiern konnte (vgl. Festschrift S. 36 & 62).
Im Jahre 1958 wurde die heutige Turnhalle an der Eupener Straße fertiggestellt. Damit verlagerte sich vor allem für die Turner und die Tischtennisspieler der Trainingsbetrieb endgültig aus dem Nassenhof in ihr heute bekanntes sportliches zu Hause.
1960 wurde erstmals eine Schülerinnen-Riege in die Turnabteilung aufgenommen, ehe dann im Juni 1961 die Trennung der gesamten Turnabteilung vom TuS vollzogen wurde. Laut Festschrift sei ein Streit nicht der Grund für die Trennung gewesen. Stattdessen hätten die Turner unter dem damaligen Turnwart Werner Thoma ihre Entfaltungsmöglichkeiten unter dem Dach des TuS als eingeschränkt angesehen. Ein weiterer Grund sei das nicht identifizieren können einer großen Anzahl Mützenicher mit dem „neuen“ TuS (vgl. Festschrift, S. 42).
Das Folgejahr 1962 war daraufhin dennoch geprägt von Streit. Es ging vor allem um die alte Vereinsfahne von 1925, die beide Vereine für sich beanspruchten. In der Festschrift finden sich zwei gegensätzliche Aussagen. Aus Sicht des damaligen TuS habe der damalige Vorstand des TV einen Rechtsanwalt eingeschaltet, um die Fahne wiederzuerlangen. Aus Sicht des damaligen TVs habe man zur Vermeidung weiterer Auseinandersetzungen die Anschaffung einer neuen Turnerfahne beschlossen. Es sollte jedoch noch bis 1976 dauern, ehe die ursprüngliche Fahne wieder dem TV Eintracht Mützenich ausgehändigt wurde.
Aus Sicht der Turnabteilung habe die Trennung jedoch eine steile Aufwärtsentwicklung verursacht. So wuchs der wieder gegründete TV schnell auf über 60 aktive Turnerinnen und Turner im Alter zwischen 7 und 25 Jahren (vgl. Festschrift, S. 75). Werte wie Zusammenhalt und Gemeinschaft hätten dieses schnelle Wachstum genauso wie die in der Folgezeit erreichten regionalen und überregionalen Erfolge begünstigt.
Ab 1965 sei es wieder zu einer ersten Annäherung der beiden Vereine durch ein Freundschafts-Fußballspiel zwischen TV und TuS gekommen, welches der TV mit dem 2:1 Siegtreffer von Bernhard Clahsen für sich habe entscheiden können. Mit diesem Spiel sollten die restlichen Unstimmigkeiten nach der Vereinstrennung beglichen werden (vgl. Festschrift, S. 101).
Weitere Entspannung zeichnete sich 1971 durch das Abhalten einer gemeinsamen Sportwoche anlässlich des 50-jährigen Vereinsjubiläums ab. Heute pflegen beide Vereine einen engen freundschaftlichen Kontakt. In der jüngeren Vergangenheit hat der TV sein sportliches Angebot weiter ausgebaut, seinen Wurzeln ist er mit der Kernsportart Turnen jedoch immer treu geblieben.
Autor: Florian Müller
Quellen:
Thoma, W. et al: 75 Jahre Sport in Mützenich, Juni 1996.
Darstellungen:
Düding, D.: Von der Opposition zur Akklamation – Die Turnbewegung im 19. Jahrhundert als politisch-soziale Bewegung. In: Irene Diekmann, Joachim H. Teichler: Körper, Kultur und Ideologie. Sport und Zeitgeist im 19. und 20. Jahrhundert. Bodenheim bei Mainz 1997, S. 79-97.
Langewiesche, D.: Vom Scheitern bürgerlicher Nationalhelden: Friedrich Ludwig Jahn und Ludwig Uhland. Tübingen 2003.
Krüger, M.: Einführung in die Geschichte der Leibeserziehung und des Sports, 2005.
Krüger, M.: Geschichte der neueren deutschen Leibesübung vom Beginn des 18. Jahrhunderts bis zur Gegenwart, 2006.